Bad Birnbachs Brunnen erzählen…

Fähnleinführer des Bauernbundes und sagte einmal: „Damals haben wir noch auf die Schwarzen schimpfa derfa“. Konrad Adenauer erhielt von Unertl übrigens einmal den Rat, zu heiraten. Eine adelige Dame aus Bayern wäre wohl das Beste, meinte der Birnbacher. Die Politkarriere von Unertl war kei- neswegs vorprogrammiert, im Gegen- teil. Zuerst einmal arbeitete er auf dem elterlichen Hof und wurde 1932 als Gastwirt und Viehkaufmann selbstän- dig. Auch Unertl traf das Schicksal sei- ner Generation, und so folgte eine fünf Jahre andauernde Soldatenzeit. Er war später Gründungsmitglied der CSU und wurde 1953 erstmals in den Bundestag gewählt. Franz-Xaver Unertl und sein Freund Fritz Kempfler sen. pflegten ge- meinsam mit der Bahn die Reise vom Rottal in die damalige Bundeshaupt- stadt Bonn anzutreten. „Das schönste an Bonn ist noch immer der Schnellzug nach Niederbayern“, wurde zu Unertls Lieblings-Bonmot. Dort wirkte er 17 Jahre, bis zu seinem Tod. Am 31. Dezember 1970 traf ihn völ- lig überraschend ein Herzschlag, den Franz-Xaver Unertl nicht überlebte. Gerade einmal 59 Jahre wurde er alt, sodass sein Tod bei Freund und Feind große Bestürzung hervorrief. War Franz-Xaver Unertl beim politischen Gegner wie in den eigenen Reihen we- gen seiner Schlagfertigkeit gefürchtet, verdankte er seine Popularität sei- nem Humor, seiner Urwüchsigkeit und seiner Menschlichkeit. Sein Tod kam auch für den Aachener Karnevalsverein überraschend und viel zu früh. Schon lange hatte man ihn dort auf der Kan- didatenliste für den berühmten „Orden wider den tierischen Ernst“ geführt. Die Ehrung konnte nur noch posthum erteilt werden, doch das wurde ein ganz besonderes Ereignis anlässlich der Brunneneinweihung 1980. Der Künstler Joseph Michael Neustifter zeichnete Unertl so, wie man ihn kann- te. Es sollte eben kein monumentales Denkmal werden, und Neustifter wollte den Politiker auch nicht als adrettenAb- geordneten darstellen, denn das war er nie. Und so sitzt er nun im Jagdgewand da, mit Hut und der obligatorischen Zi- garre in der Hand. Wer genau hinsieht, der bemerkt schnell, dass es nicht nur eine Brunnenfigur gibt, sondern dero zwo. Im Gras vor dem Brunnen sitzt ein Fasanhend’l und schaut den Jäger frech an. Kann es auch, denn Denkmä- ler schießen nun einmal nicht. Zu Un- ertls Lebzeiten wäre diese Geschichte sicherlich anders ausgegangen. 11

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