Bad Birnbachs Brunnen erzählen…

BRÄUNL-BRUNNEN (JOSEPH MICHAEL NEUSTIFTER 1983, WERKSVERZEICHNIS II/19, BILDBAND „NEUSTIFTER“ SEITE 155) Es ist, als träfen hier die Zeitströme zusammen. Vergangenheit und Gegen- wart, und vielleicht ist sogar ein biss- chen Zukunft mit im Spiel? Wer weiß. Der Platz, an dem der Bräunlbrunnen steht, wurde jedenfalls mit äußerster Sorgfalt ausgewählt. Der Brunnen steht nicht in der Mitte des Neuen Marktplat- zes, sondern ganz bewusst eher im Eck der allegorischen Figur. „Es kommt ei- ner Umarmung gleich“, erzählt Joseph Michael Neustifter vor dem leicht erha- benen Brunnen stehend. In der Tat wir- ken die beiden Gebäudeteile des Markt- platz-Gevierts wie Arme, die schützend um etwas liegen, was wertvoll ist. Et- was, das man keinesfalls verlieren will. Das alles hat gute Gründe. Der Fa- schingsbräunl geht auf die Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg zurück. Man brauchte etwas, um die Menschen wie- der aus den Häusern zu locken, ganz bestimmt aber auch etwas, um ihnen nach vielen entbehrungsreichen und schicksalhaften Jahren wieder Zuver- sicht und Lebensmut zu geben. Die Figur stellt nichts anderes als einen Mann in Narrentracht dar, der – ähn- lich wie auf einem Steckenpferd – in ei- ner Pferdeattrappe reitet, dem Bräunl. Seinen Namen hat der Faschingsbräunl vom typischen braunen Pferd aus der uralten und berühmten Rottaler Pfer- dezucht. Der Reiter trägt eine „Saubla- dern“, eine Schweinsblase, die mit einer Schnur an einem Stock angebun- den ist. Was vor ein paar Jahrhunder- ten entstand, hat die Zeit überdauert. Noch heute reitet der Bräunl immer zur Faschingszeit fürs „Haberngeld“ und muntert die Leute zum fröhlichen Treiben auf. Kein Wunder, dass dar- aus eine der größten und wichtigsten 12

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