Meditationsweg im Kurpark

Der Dichter des Psalms gerät ins Staunen und findet so Gott als den Ursprung des Lebens und den Grund aller Erkenntnis: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, / deine Treue, so weit die Wolken ziehn. // Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes, / deine Urteile sind tief wie das Meer... // Gott, wie köstlich ist deine Huld! Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel,... / du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen. // Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, / in deinem Licht schauen wir das Licht. // Erhalte denen, die dich kennen, deine Huld / und deine Gerechtigkeit den Menschen mit redlichem Herzen!“ (Ps 36,6-11) · Kann ich staunen über das, was mir begegnet? · Was erkenne ich als meine Quellen und was schenkt mir das Licht der Einsicht? Von Quellen ist leicht zu reden, doch muss ich sie finden und sie als solche erkennen. Eine Geschichte erzählt, wie schwer das Manchem fällt: „Ein moderner Mensch verirrte sich in der Wüste. Wie lange braucht man, um zu verhungern und zu verdursten? überlegte er. Die unbarmherzige Sonnenglut hatte ihn bald ausgedörrt. Er fieberte. Wenn er erschöpft ein paar Stunden einschlief, träumte er von Wasser. Dann erwachte er wieder und taumelte weiter. Da sah er in einiger Entfernung eine Oase. Eine Fata Morgana, dachte er verzweifelt, eine Luftspiegelung, die mich nur narrt, denn da ist ja nichts. Er näherte sich der Oase: Die verschwand nicht, sie wurde sogar immer deutlicher. Er sah Dattelpalmen und Felsen, zwischen denen eine Quelle entsprang. Es ist wohl eine Halluzination, dachte er. Wie grausam die Natur ist. Mit diesem Gedanken brach er zusammen und starb. Eine Stunde später fanden ihn zwei Beduinen. „Kannst du das verstehen?“ sagte der eine zum andern. „Die Datteln wachsen ihm beinahe in den Mund; er liegt nahe bei der Quelle. Am Rande der Oase verhungert und verdurstet - wie ist das nur möglich?“ „Er war ein moderner Mensch“, antwortete der andere Beduine. „Er hat nicht daran geglaubt.“ · Weiß ich um die Täuschungen, denen ich erliege? · Gehe ich auch an dem vorbei, was Leben spendet? 9

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