Die häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder

Dass Radfahren in den letzten Jahren immer trendiger wird, weiß jeder, am besten die Zweiradhersteller und - verkäufer. Gerade die E-Bikes, genauer gesagt die Pedelecs werden gerade bei älteren Mitmenschen immer beliebter. Über die spezifischen Gefahren der E-Bikes bei Senioren soll hier nicht berichtet werden, dies ist ein anderes Thema. Besonders bei älteren Menschen kommt es beim Radfahren zu einem Phänomen, welches aus orthopädischer Sicht einer Erklärung bedarf: Nach einiger Zeit während des Radfahrens bemerken viele ein zunehmendes Kribbeln und Taubheitsgefühl in einer Hand, manchmal auch beider Hände. Für viele Betroffene ist dies ein schmerzvolles Erlebnis, was das Radfahrvergnügen trübt. Ursache für das „Einschlafen“ im Handbereich ist eine Nervenkompression des Mittelhandnervs (N.medianus). Genau gesagt wird im besonderen Fall des Kribbelns nur der sensible Ast dieses Nervs irritiert (Ramus palmaris). Menschen meist ab dem mittleren Lebensalter neigen ohnehin zu einer zunehmenden Einengung des Karpaltunnels, einer besonderen anatomischen Struktur im Handgelenkbereich. Das Radfahren, meist in vornübergebeugter Körperhaltung, verlagert einen Teil des OberkörperGewichts auf die Arme und Hände. Gerade die Neueinsteiger zeigen eine unnötig krampfartige Umklammerung der Lenkstange des neuen Fahrrads, zum Teil aus Ängstlichkeit, zum Teil aus Gründen der falschen Sitzposition auf dem Rad. Der sensible Ast des Medianus wird zunehmend komprimiert (eingequetscht), insbesondere, wenn das Handgelenk beim Fassen des Lenkers überstreckt wird. Es gibt einige wirksame Hilfen, um dieses Phänomen zu beseitigen oder zumindest zu reduzieren. Das erste wirksame Vorgehen ist die Beachtung der gestreckten Hand beim Zugreifen an den Lenker. Das zweite ist die Benutzung eines anatomisch-ergonomischen Handgriffs, den jeder Fahrradhändler leicht anbringen kann. Schließlich ist die Benutzung von gepolsterten Handschuhen (ebenfalls beim Fahrradhändler zu erwerben) eine sinnvolle Ergänzung der Maßnahmen. Beim Fahren selbst sollte man nicht permanent den Lenker mit unnötiger Kraft umklammern, sondern beim Fahren immer wieder die eine oder andere Hand leicht und locker bewegen, ohne dass deswegen unbedingt einhändig oder gar freihändig gefahren werden müsste. Anfangs kann man auch nach jeder viertel Stunde kurz anhalten und eine lockere Bewegungspause für die Arme einlegen, ohne dass man deswegen schief angesehen werden muss. Man wird hierbei ohnehin feststellen, dass das Kribbeln innerhalb von wenigen Sekunden nachlässt, die Weiterfahrt ist dann wieder mit Vergnügen und schmerzfrei möglich. Falls das Kribbeln dennoch bleibt, ist irgendwann eine orthopädische Abklärung sinnvoll, um ein CTS (Karpaltunnel-Syndrom) auszuschließen. Eine physiotherapeutische Behandlung kann in vielen Fällen eine notwendige Operation vermeiden helfen. Und nicht zu vergessen: Sanfte Bewegungsübungen im Thermalbad sind besonders geeignet, die beschriebenen Nervenschmerzen zu lindern. HÄNDEKRIBBELN BEIM RADFAHREN 122

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