Über kaum ein Leiden wird soviel geschrieben und unterschiedliche Empfehlungen abgegeben, wie über den chronischen Rückenschmerz. Sicher scheint zu sein, dass diese Störung eine extreme volkswirtschaftliche Einbuße bedeutet und berechtigterweise zur Volkskrankheit deklariert wird. Viele international anerkannte Spezialisten, wie Waddell in England oder der Schwede Nachemson haben das Phänomen Rückenschmerz zu entmystifizieren versucht. Nicht nur diese, auch alle anderen Rückenspezialisten sind sich einig, dass der chronische Rückenschmerz viele Väter hat, eine leicht erklärbare Ursache gibt es nicht. Unzweifelhaft scheint indes unsere Bewegungsarmut für das Zustandekommen dieser Schmerzsituation mit verantwortlich zu sein. Schulärzte wissen, welche Folgen für das Skelettsystem von Kindern durch mangelnde Bewegung hervorgerufen werden, ganz abgesehen von der damit bedingten Fettleibigkeit, Diabetes und sekundär hervorgerufenen zusätzlichen gesundheitlichen Störungen. Ein zusätzliches Dilemma verbirgt sich in den westlichen Ernährungsgewohnheiten: die Hektik des Alltags, die Nachlässigkeit in der Zubereitung von Speisen, der Zwang, ohne eigene Initiative „schnell was auf den Tisch zu bringen“ erzeugt in vielen Bevölkerungsschichten (nicht nur bei sozial Schwachen) eine ungesunde Ernährung, von der aber die meisten Konsumenten glauben, sie sei wahrhaft gesund und ausgeglichen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Kritiker in den Medien nicht die falsch verstandenen „gesunden“ Fertiggerichte anprangern. Aber auch andere Ursachen, etwa genetische Faktoren, psychische Einflüsse mit erniedrigter Schmerztoleranz oder andere Organerkrankungen sind geeignet, solchermaßen chronische Schmerzen im Rücken zu produzieren. Was macht den Schmerz? Schmerzrezeptoren, die den chronischen Rückenschmerz bewusst machen, befinden sich in den kleinen Wirbelgelenken, den Rückenmuskeln, den Faszien (Muskelhüllen), den Bändern im Rückenbereich, den Gelenkkapseln, um nur die wichtigsten Strukturen zu nennen. Meist ist es eine Kombination von mehreren Störfaktoren, die kaum zu differenzieren sind. Viele Betroffene sind heute überzeugt, dass eine Auszeit mit bescheinigter Arbeitsunfähigkeit durch den Arzt eine Hilfe bringen muss. Weit gefehlt! Alle Experten wissen, dass bei chronischem Rückenschmerz, für welchen nach fachärztlicher Untersuchung keine primäre Ursache gefunden wird, eine Bewegung in wohl dosierter Form die geeignete Therapie darstellt. Es stellt sich in solchen Fällen heraus, dass die Beibehaltung der Alltagsbewegungen, eventuell leichte geforderte Übungseinheiten viel rascher eine Linderung herbeiführen, als sich der Inaktivität hinzugeben. Was aber dann tun? Hier ein Rat, der bei den meisten Betroffenen helfen kann: Nordic Walking, Bewegungsübungen im warmen Thermalwasser unter physiotherapeutischer Anleitung sind – um nur als Beispiele angeführt - anerkannte und wirksame Maßnahmen, dem chronischen Rückenschmerz erfolgreich zu begegnen. Der „Fortschritt“ bei der Wiederherstellung dieser Schmerzen ist bereits im Begriff „fortschreiten“ beinhaltet! CHRONISCHER RÜCKENSCHMERZ 108
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