Die häufigsten orthopädischen Krankheitsbilder

T. LASER DIE HÄUFIGSTEN ORTHOPÄDISCHEN KRANKHEITSBILDER EIN KOMPENDIUM ZUR ERKENNUNG UND BEHANDLUNGSSTRATEGIE LESEPROBE

VORWORT 2

Bad Birnbach/Bad Griesbach, im Sommer 2019 Mehrfache Veröffentlichungen über orthopädische Krankheitsbilder haben in der Vergangenheit bei den Lesern des Bad Birnbacher „Kurspatz“ reges Interesse gefunden. Nunmehr liegt ein gesamtes Büchlein mit ergänzten Themen vor und soll dem interessierten Leser Auskunft geben, wie diese Störungen zustande kommen und welche Behandlungsoptionen bestehen. Ich habe versucht, die Thematik für jeden Leser gut verständlich darzustellen und auf unnötige Fremdwörter zu verzichten. Mit dem Verlag habe ich vereinbart, dass der Reinerlös der verkauften Bücher einem sozialen Zweck zugute kommen soll. Für die hilfreiche und erfreuliche Zusammenarbeit danke ich Herrn Viktor Gröll, Leiter der Kurverwaltung Bad Birnbach, insbesondere aber Frau Magdalena Müller, die mit ihrer Kreativität dem Buch eine besondere Note verlieh und letztlich der Passauer Neuen Presse für deren Unterstützung. 3

ZUM AUTOR 4

Dr. med. Thomas Laser ist Facharzt f. Orthopädie u. Facharzt f. Physikalische und rehabilitative Medizin. Ausbildung in der Unfallklinik Murnau u. Orthop. Universitätsklinik Balgrist, Zürich. Über 20 Jahre Chefarzt einer orthopädischen Rehaklinik. Zahlreiche Veröffentlichungen und Fachbücher über Wirbelsäulenleiden, Muskelerkrankungen und Fibromyalgie. 5

INHALTSVERZEICHNIS 8 Sauna-Zeit bedeutet Gesundheits-Zeit 10 Die Massage - Therapeutikum nur zum Wohlfühlen? 12 Wärmeanwendungen - (fast) immer wohltuend 14 Gelenkschmerzen - kalt oder warm behandeln? 16 Bewegung und Aktivität gegen Muskelschmerzen 18 Schmerzen durch Stress? 20 Wie man sich bettet... 22 Muskelkrämpfe 24 Sturzgefahr bei älteren Menschen 26 Tinnitus - das Pfeifen im Ohr 28 Borreliose - Angst vor Zecken berechtigt? 30 Fibromyalgie oder Borreliose - oder beides? 32 Schnarchen - ein harmloses Phänomen? 34 Chronische Schmerzen, chronische Müdigkeit 36 Nackenkissen statt Kopfkissen 38 Akuter Schiefhals - was tun? 40 Der „Rote-Ampel-Schwindel“ 42 Nächtliches Zähneknirschen 44 Hexenschuss - nicht immer die Bandscheibe! 46 Kreuzschmerz durch Stress 48 Bandscheibenvorfall - kein Grund zur Panik... 50 Macht Sitzen krank? 52 Kreuzschmerzen: Das Facettensyndrom 54 Das Iliosakralgelenk - der andere Kreuzschmerz 56 Schmerz der Pobacke - was der Orthopäde dazu sagt? 58 Die Spinalstenose - eine zunehmend häufige Gehstörung bei Senioren 60 Bandscheiben brauchen Bewegung (BbB) 62 Das „Verheben“ - immer die Bandscheibe? 64 Schulterschmerzen - ein Fall für den Chirurgen? 66 Bizepssehnenriss - ein Fall für den Operateur? 68 Tennisellenbogen - auch ohne Tennis 70 Wenn Finger einschlafen 72 „Ladyfinger“ - eine Form der Polyarthrose 74 Wenn das Knie schmerzt 76 Meniskusriss - immer ein Fall für den Chirurgen? 78 Bessere Lebensqualität durch Kunstgelenke 80 High Heels - warum überhaupt hohe Absätze 6

82 Der Hallux Valgus 84 Stechende Vorfußschmerzen 86 Der Fersensporn - was tun? 88 Das „Alters-O-Bein“ 90 Die „unscheinbare“ Kniescheibe und ihr Schmerz 92 Der Gichtanfall – das „Zipperlein“ 94 Hartnäckigkeiten 96 Hautpflege durch Sauna 98 Heilbaden in Bad Birnbach 100 Therapie mit Magneten – Märchen oder Realität? 102 Morbus Bechterew 104 Muskelkater 105 Der Stress-Muskel 106 Probleme wegschlafen 108 Chronischer Rückenschmerz 110 Die fünfte Rippe - vermeintlicher Herzanfall 112 Physiotherapie bei Wirbeleinbrüchen? 114 Zervikalmigräne - Der Nackenkopfschmerz 116 Das umgeknickte Fußgelenk 118 Der „schnellende“ Finger 120 Die Dupuytren-Kontraktur – wenn die Faust nicht mehr aufgeht 122 Händekribbeln beim Radfahren 124 Kontusion und Distorsion 126 Krampfadern –(k)ein harmloser Schönheitsfehler 128 Kunstgelenk – was muss ich beachten? 130 Ruhelose Beine (Restless legs-Syndrom) 132 Kreuzschmerz – nicht immer die Bandscheibe 134 Riss der Achillessehne 136 Die schnappende Hüfte 138 Schulterschmerz und Co 140 Sehnenscheiden-Entzündung – was tun? 142 Wald und Baden 144 Wenn der Wirbel gleitet 146 Beispiele zur effektiven Eigendehnung ohne Hilfsmittel 7

Die Umstellung der Sommerzeit auf die ungeliebte Winterzeit mit der Aussicht, dass man morgens in der Dunkelheit zur Arbeit fährt und abends wieder bei Dunkelheit heimfährt, lässt manche in die bekannte Wintertristesse (Winter-Blues) fallen. Wie gut, dass es in dieser feucht-kalten und ungemütlichen Zeit Möglichkeiten gibt, die uns versöhnlich stimmen. Gut, lauschige Abende am Kaminfeuer sind wunderschön, aber wer hat schon einen Kamin zu Hause? Viel attraktiver und vor allem gesünder ist die Empfehlung, die kalte Jahreszeit mit regelmäßigen Saunagängen zu verschönern. Seitdem der Mensch gelernt hat, das Feuer zu beherrschen, hat er auch gelernt, eine wohltuende Wärme in einem Raum zu erzeugen. Nicht das Feuer allein in der Hütte, sondern ins Feuer gelegte Steine, auf die man Wasser gießt, erzeugten bei unseren Vorfahren aus der Steinzeit eine HeimSauna ähnliche Heißluftkammer, die sich als reinigende Schwitzkur und als wohltuende Wärmequelle offensichtlich schon vor vielen tausend Jahren großer Beliebtheit erfreute. Ähnliche Aufguss-Bräuche finden sich im Übrigen heute noch bei etlichen Naturvölkern. Wie einfach hat man es heute bei uns, insbesondere im ländlichen Bad in Bad Birnbach: Dort gibt es eine Saunawelt, die man anderen Ortes kaum in einer solchen Vielfalt und attraktivem Ambiente wiederfindet. Aus medizinischer Sicht ist die Wirkung einer Sauna seit langem erforscht, unzählige wissenschaftliche Studien belegen einen besonderen Effekt der Wärmezufuhr durch die Sauna, wobei die unterschiedlichen Saunatypen auch leicht unterschiedliche medizinische Effekte hervorrufen. Generell kann man Folgendes festhalten: Durch das Saunieren werden verschiedene Regulationsvorgänge im Körper angeregt. Vor allem wird das Herzkreislaufsystem aktiviert, also ein von Kälte und Wärme induziertes Training der Gefäße, der Muskulatur und damit auch der Herzleistung und Atmung. Das vegetative Nervensystem, das grundlegende Körperfunktionen ohne unseren Willen steuert, wie Verdauung, Durchblutung, Hormonproduktion und vieles mehr, wird stimuliert. Die von außen zugeführte Wärme lässt die Körperkerntemperatur, wenn auch nur geringfügig, so doch messbar ansteigen. Hierdurch können Abwehrkräfte durch das aktivierte Immunsystem gesteigert werden, womit dem Saunieren als Prophylaxe gegen drohende Infektionen eine enorme Bedeutung zukommt. Orthopäden wissen, dass schmerzhafte Muskelverspannungen, insbesondere hartnäckige Rücken- und Nackenschmerzen günstig beeinflusst werden. Aber Achtung: Es gibt auch Störungen, die ein Saunieren nicht zulassen: Infekte, Entzündungen jeder Art, Herzkreislaufschwäche, Tumore und Thrombosen bzw. Gefäßentzündungen. Ärztlicher Rat hilft hier in Zweifelsfällen. Und schließlich bedeutet das Saunieren eine außergewöhnlich sanfte, aber gründliche Reinigung und damit auch Erneuerung der Haut. Die Oberflächenwärme lässt neben der vermehrten Talgdrüsenfunktion auch überschüssige Hornzellen der Haut abstoßen. Die Haut wird glatt und schön. Die Finnen, Altmeister des Saunierens, sagen: Eine Frau wird durch die Sauna schöner. Was den finnischen Frauen recht ist, wäre den niederbayerischen Damen billig. SAUNA-ZEIT BEDEUTET GESUNDHEITS-ZEIT 8

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Seit frühester Menschheitsgeschichte werden körperliche und zweifellos auch seelische Beschwerden gelindert, wenn ein Therapeut den Schmerzbeladenen anfasst, ihn in seiner Schmerzhaftigkeit „begreift“. Jede Mutter kann ihr Kind, das unklare Beschwerden hat, durch Streicheln besänftigen, das „Handauflegen“ hat seit Urzeiten magische Kräfte, die auch heute noch – nicht nur bei Naturvölkern – therapeutisch genutzt werden. Wenn heutzutage der Schmerzpatient feststellt, dass seine körperlichen Beschwerden durch eine Massage wohltuend gemildert werden, so liegt dies daran, dass der Masseur Verspannungen, Verklebungen der Faszien (Muskelhüllen) und gleichzeitig durch milde Dehnungen verkürzte Muskelgruppen mit geeigneten Griffen behandelt (der Begriff „Behandlung“ zielt auf das Wort „Hand“ ab und unterstreicht die Bedeutung des Anfassens mit der Hand). In der physikalischen Medizin ist bekannt, dass sich nahezu alle Störungen körperlicher Art durch schmerzhafte Verkürzungen und damit Schmerzen an den Muskeln bemerkbar machen. Verspannte Muskeln bewirken leider eine eigene Schmerzsituation, wodurch sich häufig ein Teufelskreis einer Beschwerdeeskalation entwickelt. Ein guter Masseur kann durch seine manuelle Erfahrung den Teufelskreis durchbrechen und somit eine Schmerzreduktion herbeiführen. Die sehr komplexen Zusammenhänge zwischen seelischen Störungen und Muskulatur wurden in den letzten Jahren zunehmend erforscht. Immerhin weiß man, dass durch den richtigen Einsatz von manuellen Anwendungen auch die Seele profitiert. Angefasst zu werden ist für viele Erwachsene zu einer Rarität geworden, Austausch von Zärtlichkeiten wie in der Kindheit durch Mutter oder Angehörige sind im Bewusstsein dieser Menschen im Dunkel der Erinnerung verblasst. Es ist erstaunlich, wie gerade solche Menschen eine Massage genießen können, damit ein ungeheueres Wohlbefinden generieren und somit die Voraussetzung zu einer Deeskalation der Befindlichkeiten erleben. Die Massage ist tatsächlich weit mehr als viele vermuten, was Badegäste nicht nur in Bad Birnbach bestätigen werden. DIE MASSAGE - THERAPEUTIKUM ZUM WOHLFÜHLEN? 10

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Beim älteren Menschen ist das Schnarchen ein Störfaktor, welcher nicht selten Ehepartner zur Verzweiflung treibt. Bei über 50-Jährigen schnarchen 60 % der Männer und 40 % der Frauen. Grund für das Schnarchen ist die nachlassende Spannung der Gaumensegel im Rachenraum. Übergewicht, Alkoholkonsum am Abend und Schlafen auf dem Rücken verstärken das bis zu 90 Dezibel starke Dröhnen, das Ehepartner häufig zwingt, als Notlösung die Couch im Nachbarzimmer aufzusuchen. Der Einzige, der das Schnarchen nicht hört, ist der Schnarcher selbst, der bei dem ohrenbetäubenden Lärm seelenruhig schlummert und im Gegensatz zum Partner einen erholsamen Schlaf bis zum Morgen findet und ohne geringste Rachenschmerzen erholt aufwacht. Das Schnarchen allein ist nicht unbedingt ein besorgniserregender Umstand, allerdings wird er es dann, wenn während des Schlafens noch AtemAussetzer hinzukommen, die sogenannte Schlafapnoe. Der Schlafende merkt davon wenig oder gar nichts, nur der Partner bemerkt einen bis zu 2 Minuten langen Atemstopp, bis sich mit einem lauten Schnapp- Krächzen die Atmung wieder einstellt. Jede länger bestehende Apnoe verhindert eine ausreichende und damit erforderliche Sauerstoffzufuhr zum Gehirn, was sich tagsüber in erhöhter Müdigkeit auswirkt. Einnicken am Arbeitsplatz oder beim Autofahren (Sekundenschlaf) ist nicht nur behindernd, es kann auch schlimmstenfalls tödlich enden. Gegen das Schnarchen gibt es mindestens ebenso viele Empfehlungen wie beim Schnupfen, aber keiner der angepriesenen Ratschläge hilft wirklich. Falls aber Aussetzer erkennbar sind, ist eine ärztliche Abklärung dringend erforderlich. Zunächst sollte eine Untersuchung der Schlafsituation in einem Schlaflabor erfolgen, in vielen Fällen wird dann eine Schlafmaske verordnet, die unter kontrolliertem Druck Luft in die Atemwege pustet und zum einen das Schnarchen, zum anderen die Aussetzer verhindert. Die quälende Tagesmüdigkeit wird mit dieser Hilfe der Vergangenheit angehören. Der Ehepartner kann wieder von der Couch in das Ehebett zurückkommen. Und ohne die ständig quälende Müdigkeit ist es viel erholsamer, sich einen halben oder sogar ganzen Tag in der Rottal Terme in Bad Birnbach den Badegenüssen hinzugeben. SCHNARCHEN - EIN HARMLOSES PHÄNOMEN? 32

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Über kaum ein Leiden wird soviel geschrieben und unterschiedliche Empfehlungen abgegeben, wie über den chronischen Rückenschmerz. Sicher scheint zu sein, dass diese Störung eine extreme volkswirtschaftliche Einbuße bedeutet und berechtigterweise zur Volkskrankheit deklariert wird. Viele international anerkannte Spezialisten, wie Waddell in England oder der Schwede Nachemson haben das Phänomen Rückenschmerz zu entmystifizieren versucht. Nicht nur diese, auch alle anderen Rückenspezialisten sind sich einig, dass der chronische Rückenschmerz viele Väter hat, eine leicht erklärbare Ursache gibt es nicht. Unzweifelhaft scheint indes unsere Bewegungsarmut für das Zustandekommen dieser Schmerzsituation mit verantwortlich zu sein. Schulärzte wissen, welche Folgen für das Skelettsystem von Kindern durch mangelnde Bewegung hervorgerufen werden, ganz abgesehen von der damit bedingten Fettleibigkeit, Diabetes und sekundär hervorgerufenen zusätzlichen gesundheitlichen Störungen. Ein zusätzliches Dilemma verbirgt sich in den westlichen Ernährungsgewohnheiten: die Hektik des Alltags, die Nachlässigkeit in der Zubereitung von Speisen, der Zwang, ohne eigene Initiative „schnell was auf den Tisch zu bringen“ erzeugt in vielen Bevölkerungsschichten (nicht nur bei sozial Schwachen) eine ungesunde Ernährung, von der aber die meisten Konsumenten glauben, sie sei wahrhaft gesund und ausgeglichen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem Kritiker in den Medien nicht die falsch verstandenen „gesunden“ Fertiggerichte anprangern. Aber auch andere Ursachen, etwa genetische Faktoren, psychische Einflüsse mit erniedrigter Schmerztoleranz oder andere Organerkrankungen sind geeignet, solchermaßen chronische Schmerzen im Rücken zu produzieren. Was macht den Schmerz? Schmerzrezeptoren, die den chronischen Rückenschmerz bewusst machen, befinden sich in den kleinen Wirbelgelenken, den Rückenmuskeln, den Faszien (Muskelhüllen), den Bändern im Rückenbereich, den Gelenkkapseln, um nur die wichtigsten Strukturen zu nennen. Meist ist es eine Kombination von mehreren Störfaktoren, die kaum zu differenzieren sind. Viele Betroffene sind heute überzeugt, dass eine Auszeit mit bescheinigter Arbeitsunfähigkeit durch den Arzt eine Hilfe bringen muss. Weit gefehlt! Alle Experten wissen, dass bei chronischem Rückenschmerz, für welchen nach fachärztlicher Untersuchung keine primäre Ursache gefunden wird, eine Bewegung in wohl dosierter Form die geeignete Therapie darstellt. Es stellt sich in solchen Fällen heraus, dass die Beibehaltung der Alltagsbewegungen, eventuell leichte geforderte Übungseinheiten viel rascher eine Linderung herbeiführen, als sich der Inaktivität hinzugeben. Was aber dann tun? Hier ein Rat, der bei den meisten Betroffenen helfen kann: Nordic Walking, Bewegungsübungen im warmen Thermalwasser unter physiotherapeutischer Anleitung sind – um nur als Beispiele angeführt - anerkannte und wirksame Maßnahmen, dem chronischen Rückenschmerz erfolgreich zu begegnen. Der „Fortschritt“ bei der Wiederherstellung dieser Schmerzen ist bereits im Begriff „fortschreiten“ beinhaltet! CHRONISCHER RÜCKENSCHMERZ 108

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Dass Radfahren in den letzten Jahren immer trendiger wird, weiß jeder, am besten die Zweiradhersteller und - verkäufer. Gerade die E-Bikes, genauer gesagt die Pedelecs werden gerade bei älteren Mitmenschen immer beliebter. Über die spezifischen Gefahren der E-Bikes bei Senioren soll hier nicht berichtet werden, dies ist ein anderes Thema. Besonders bei älteren Menschen kommt es beim Radfahren zu einem Phänomen, welches aus orthopädischer Sicht einer Erklärung bedarf: Nach einiger Zeit während des Radfahrens bemerken viele ein zunehmendes Kribbeln und Taubheitsgefühl in einer Hand, manchmal auch beider Hände. Für viele Betroffene ist dies ein schmerzvolles Erlebnis, was das Radfahrvergnügen trübt. Ursache für das „Einschlafen“ im Handbereich ist eine Nervenkompression des Mittelhandnervs (N.medianus). Genau gesagt wird im besonderen Fall des Kribbelns nur der sensible Ast dieses Nervs irritiert (Ramus palmaris). Menschen meist ab dem mittleren Lebensalter neigen ohnehin zu einer zunehmenden Einengung des Karpaltunnels, einer besonderen anatomischen Struktur im Handgelenkbereich. Das Radfahren, meist in vornübergebeugter Körperhaltung, verlagert einen Teil des OberkörperGewichts auf die Arme und Hände. Gerade die Neueinsteiger zeigen eine unnötig krampfartige Umklammerung der Lenkstange des neuen Fahrrads, zum Teil aus Ängstlichkeit, zum Teil aus Gründen der falschen Sitzposition auf dem Rad. Der sensible Ast des Medianus wird zunehmend komprimiert (eingequetscht), insbesondere, wenn das Handgelenk beim Fassen des Lenkers überstreckt wird. Es gibt einige wirksame Hilfen, um dieses Phänomen zu beseitigen oder zumindest zu reduzieren. Das erste wirksame Vorgehen ist die Beachtung der gestreckten Hand beim Zugreifen an den Lenker. Das zweite ist die Benutzung eines anatomisch-ergonomischen Handgriffs, den jeder Fahrradhändler leicht anbringen kann. Schließlich ist die Benutzung von gepolsterten Handschuhen (ebenfalls beim Fahrradhändler zu erwerben) eine sinnvolle Ergänzung der Maßnahmen. Beim Fahren selbst sollte man nicht permanent den Lenker mit unnötiger Kraft umklammern, sondern beim Fahren immer wieder die eine oder andere Hand leicht und locker bewegen, ohne dass deswegen unbedingt einhändig oder gar freihändig gefahren werden müsste. Anfangs kann man auch nach jeder viertel Stunde kurz anhalten und eine lockere Bewegungspause für die Arme einlegen, ohne dass man deswegen schief angesehen werden muss. Man wird hierbei ohnehin feststellen, dass das Kribbeln innerhalb von wenigen Sekunden nachlässt, die Weiterfahrt ist dann wieder mit Vergnügen und schmerzfrei möglich. Falls das Kribbeln dennoch bleibt, ist irgendwann eine orthopädische Abklärung sinnvoll, um ein CTS (Karpaltunnel-Syndrom) auszuschließen. Eine physiotherapeutische Behandlung kann in vielen Fällen eine notwendige Operation vermeiden helfen. Und nicht zu vergessen: Sanfte Bewegungsübungen im Thermalbad sind besonders geeignet, die beschriebenen Nervenschmerzen zu lindern. HÄNDEKRIBBELN BEIM RADFAHREN 122

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Ausgangsstellung Sie sitzen aufrecht auf einem Hocker. Der Kopf wird nach vorne und nach links geneigt und zusätzlich nach links gedreht. Die linke Hand auf den Kopf oberhalb des rechten Ohres legen. Mit der rechten Hand die Hockerkante knapp hinter dem Po umfassen. Dehnung des „Stressmuskels“ (Schulterblattheber) Dehnungstechnik Beugen Sie den Oberkörper nach links und vorn. Rechte Schulter hochziehen und 5 – 10 Sekunden halten. Entspannen und danach den Oberkörper noch ein wenig mehr nach links und vorn beugen. Dabei soll eine spürbare Dehnung des Schulterblatthebers bemerkt werden. Übung sooft wiederholen, bis eine weitere Dehnung nicht mehr möglich ist. Andere Seite dehnen, dabei gelten die Angaben auch für die Gegenseite, nur spiegelbildlich! BEISPIELE ZUR EFFEKTIVEN EIGENDEHNUNG OHNE HILFSMITTEL Auf den folgenden Seiten sind zahlreiche Beispiele zur Selbstdehnung dargestellt. Die Beispiele sind immer auf die rechte Extremität bezogen. Die Bilder sind aus einem früheren Buch von mir übernommen und Grundlage der Dehnungsübungen stammen von O. Evjenth, Oslo. Es ist sicher von Vorteil, wenn Sie anfangs die wichtigsten Dehnungsanwendungen zusammen mit Ihrem Physiotherapeuten gemeinsam durchführen, der ggf. einschleichende Fehler bei der Durchführung ausmerzen wird. 146

IMPRESSUM Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. HERAUSGEBER Dr. T. Laser, Orthopäde aus Bad Griesbach in Kooperation mit dem Markt Bad Birnbach GESAMTLEITUNG Magdalena Müller, Bad Birnbach REDAKTIONSTEAM Dr. T. Laser, Viktor Gröll, Magdalena Müller (Bad Birnbach) GESTALTUNG Magdalena Müller, Bad Birnbach LEKTORAT Daniel Allertseder BILDARCHIV Atelier Gudrun Kaiser in München, Clemens Mayer, Lisa Meister, Pixabay, Haus imMosergarten, Alexander Steinkohl, Thomas Rathay, stockxpertcom, Adam Gregor/Fotolia, Africa Studio/Fotolia, Aleksej/Fotolia, Antonioguillem/Fotolia, apitsada/Fotolia, bilderzwerg/Fotolia, catinsyrup/Fotolia, drubig-photo/Fotolia, Elnur/Fotolia, fizkes/Fotolia, fotomek/Fotolia, Friedberg/Fotolia, gemaibarra/Fotolia,Gina Sanders/Fotolia, glisic_albina/Fotolia, juefraphoto/ Fotolia, K.C./Fotolia, kanachaifoto/Fotolia, lema/Fotolia, Liv Friis-larsen/Fotolia, Pascal Huot/Fotolia, perfectmatch/ Fotolia, PORNCHAI SODA/Fotolia, RioPatuca Images/Fotolia, Robert Kneschke/Fotolia, Romario Ein/Fotolia, Sebastian Kaulitzki/Fotolia, SENTELLO/Fotolia, staras/Fotolia, Stasique/Fotolia, sunlight19/Fotolia, Syda Productions/ Fotolia, travnikovstudio/Fotolia, underdogstudios/Fotolia, Wilfried/Fotolia, Yuri Arcurs/Fotolia.com DRUCK Passavia Druckservice GmbH & Co. KG, Passau AUFLAGE 1.500 Stück HAFTUNGSAUSSCHLUSS Der Herausgeber übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Herausbgeber, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des Herausgebers kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden vorliegt. Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert werden. Dieses Buch dient als Ratgeber, ersetzt aber keinesfalls den Gang zum Arzt. 160

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