40 Jahre – 40 Bilder

Die Rottal Terme feierte am 23. Juli 2016 ihren 40. Geburtstag. Anlass genug, um die Geschichte des touristischen Leitbetriebes mit dieser Broschüre zu verfolgen, der nun- mehr in vier Jahrzehnten das ländliche Bad geprägt und Hunderttausende Menschen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus angezogen hat. Doch wer die Bedeutung der Entwicklung verstehen will, darf mit seiner Betrachtung nicht erst in den Siebzieger Jahren des vorigen Jahrhunderts beginnen. Ein gut ge- eigneter Zeitpunkt dafür ist die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Wohlgemerkt, bei- de Weltkriege haben von Birnbach einen hohen Blutzoll gefordert. Den Nachweis dafür liefert das eindrucksvolle Kriegerdenkmal, das die Birnbacher ganz bewusst mitten in ihre gute Stube, in die altehrwürdige Hofmark gesetzt haben. Es soll Erinnerung und Mahnung zugleich sein und die schrecklichen Ereignisse auch für künftige Generatio- nen unvergessen machen. 44 Familien aus der Pfarrei Birnbach mussten in den Jahren 1914 bis 1918 den Verlust eines Angehörigen beklagen. Der Zweite Weltkrieg traf die Pfarrei noch wesentlich schlimmer, 130 Männer fielen, davon 23 Heimatvertriebene. Insgesamt 60 Soldaten aus der Pfarrei wurden zudem in den beiden Kriegen als vermisst gemeldet. Das Bad Birnbacher Heimatheft Band 5 gibt einen umfangreichen Einblick in jene angstbeladene Zeit. Doch auch nach dem Krieg wurden die Sorgen zunächst nicht kleiner. Zwar konnte ein Blutbad beim Einmarsch der Amerikaner verhindert werden, und auch die Zerstörung hielt sich in Grenzen. Es fielen rund 30 Bomben, sie trafen aber hauptsächlich das Areal des heutigen Gewerbegebietes. Jedoch kamen zu den rund 1200 Einheimischen Ende 1945 noch 170 Sudetendeutsche, 117 Schlesier, 80 Evakuierte aus Großstädten, 3 Volksdeutsche, 56 Jugoslawen, 25 Ungarn und 6 Rumänen, wie Hans Putz einmal für einen heimatkundlichen Aufsatz recherchierte. Im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg gab es noch etwas: Die Bohrungen, die von 1935 bis 1939 in der Umgebung niedergebracht wurden. Dort, wo heute das Artrium steht, gab es 1939 eine erste Bohrung – nach Öl, um damit die Kriegsmaschinerie zu be- feuern. Doch zur großen Enttäuschung des verbrecherischen Regimes wurde an vielen Stellen „nur“ heißes Wasser gefunden. Niemand kam seinerzeit auf den Gedanken, dass dies einmal zum großen Schatz einer ganzen Region werden könnte. Friedliche Zeiten kehrten nach dem Krieg im ganzen Rottal wieder ein, freilich kamen wieder neue Probleme hinzu. Auch wenn Birnbach als Ort seit Jahrhunderten stark von Handel und Handwerk geprägt war, die Veränderung im landwirtschaftlich orientierten Umfeld spürte man deutlich. Einerseits war der Landstrich viel zu nah am „Eisernen Vorhang“ gelegen, um eine industrielle Entwicklung zu ermöglichen, andererseits kos- tete die äußerst rasch voranschreitende Technisierung der Landwirtschaft mehr und mehr Arbeitsplätze. Wer Arbeit suchte oder sich gar qualifizieren wollte, der musste meistens weg – in die Ballungsräume nach München, Stuttgart oder sogar hinauf bis ins Ruhrgebiet. Viele blieben dort, das Rottal blutete erneut aus. Bis zu einer Zeit, die den „jungen Wilden“ gehörte. VORGESCHICHTE 1939 - 1972 2

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