40 Jahre – 40 Bilder

So überschrieb Jürgen Brauerhoch ein Angebot, das es in Deutschland, ja in ganz Europa noch nicht gab. Der Begriff „Wellness“ existierte noch nicht, als man in Bad Birnbach über ein Saunaland nachdachte, das noch viel mehr werden sollte. Chrysanti- und Hofbad waren seit der Einführung des Therapiebades zum „Erholungsbad“ zusammengewachsen. 1993 war dort die Zeit der ersten Sanierungen gekommen. Es begann der bis dato umfangreichste Ein- griff bei laufendem Thermalbadebetrieb, als im Erholungsbad die Bauarbeiter anrückten. Bereits 1981 gab es Gedanken, ein Saunaland zu errichten, allerdings angrenzend an das Sport- und Freizeitgelände. Die Planungen eines „Saunalandes“ im Bereich des ehemaligen Hofbades wurden nun aber immer konkreter. Lothar Bloch, damaliger Werkleiter der Rottal Terme, wollte mehr als „nur“ ein Saunaland. Der neue Stern am Bäderhimmel war geboren, wobei sich der zunächst von Bloch vorgesehene Name „Deifidarium“ in Anspielung auf die heißen Schwitzangebote im Zweckverband keine Mehrheit fand. Der von Verbandsrat Hans Putz eingebrachte Name „Vitarium“ wurde von allen mitgetragen. Unabhängig von der Namensgebung wurde das Angebot des ursprünglich angedachten Saunalandes stark erweitert. Das orientalische Rasulbad zog ebenso in die Rottal Terme ein wie der alpenländische Kraxnofen. Wenngleich beide Anlagen mittlerweile wieder ver- schwunden sind, so waren sie doch Ausdruck einer neuen Erfolgswelle, die mit dem Vitarium ausgelöst wurde. Was sich heute gut liest, hat damals heftigste Diskussionen hervorgeru- fen. Die „Nackerten“ waren natürlich auf Anhieb nicht jedermanns Sache, und so gingen die Freunde des alten Hofbades erst einmal auf die Barrikaden. Freilich, all das hat sich längst wieder gelegt, und aus vielen Kritikern sind in aller Stille treue Stammgäste auch im tex- tilfreien Bereich geworden. Das Vitarium hat zweifellos Bädergeschichte geschrieben, vor allem aber in der Entwicklung Bad Birnbachs einen zweiten Zyklus eingeleitet. Gesundheits- und Wellnessurlauber lösten immer öfter die klassischen Kurgäste ab. Für Bad Birnbach war das ein großer Glücksfall, denn so kam man nahezu schadlos durch die Krisenjahre der deutschen Bäderlandschaft. Im Gegenteilt: Ein regelrechter Boom setzte ein und sorgte für ein echtes Luxusproblem: 180 Gäste im Schnitt pro Tag – so lautete die von vielen bezweifelte Prognose der Verantwortlichen in der Wirtschaftlichkeitsberechnung des Vitariums, wohlgemerkt nach vier Jahren. Der Wert wurde bereits nach vier Wochen deutlich übertroffen. Neue, zusätzliche Umkleiden mussten schnellstens her. Zudem wurde mit der Exclusivsauna ein weiterer Rekord gebrochen. 100 Personen auf einmal konnten hier einen Aufguss miterleben. Drei Saunaöfen und ein eigens ausgeklügeltes Be- und Entlüftungssys- tem waren notwendig, um die gewünschten Temperaturen überhaupt herstellen zu können und den Luftaustausch zu gewährleisten. Auch jetzt hieß es aber für die Macher, an die Zu- kunft zu denken. Die Umbrüche im deutschen Bäderwesen waren noch gewaltiger, als jemals gedacht. Mit dem „Konzept 98“ leiteten Zweckverband und Markt weitere Investitionen und Maßnahmen ein. Schon bald konnten die Erweiterungsmaßnahme des Therapiebades und der Bau des Artriums in Angriff genommen werden. Die beiden Projekte wurden am 27. April 2001 gemeinsam eingeweiht. HITZE, DAMPF UND DÜFTE, THERMAL, SCHLAMM UND KÄLTE 1995 - 2001 19

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